1903


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Geschichtsstunde:

Rechtschreibfehler dürfen behalten werden

1876-1903

Am 28.12.1876 wurde Johannes K.C. Radloff (JKC) als dritter Sohn der Gutspächter Karl und Emilie Radloff in Drewelow /Kreis Anklam geboren. Die wirtschaftliche Not war damals so groß, dass der Vater die Pacht nicht mehr bezahlen konnte und nach Amerika auswanderte. Hans wurde von seinem Onkel, dem Pastor Theodor Radloff, adoptiert und erlebte im Pfarrhaus zu Brünn seine ersten schönen Jugendjahre. Nach dem frühen Tod seines Adoptivvaters wurde er in der Familie seines zweiten Onkels, dem Pastor Wilhelm Radloff, aufgenommen. Hier wurde sein Hang zur Natur offenbar, hatte doch jedes der fünf Pastorenkinder ein kleines Gärtchen.

Sein Berufswunsch Förster zu werden ging wegen eines Ohrenleidens nicht in Erfüllung und so trat er eine Lehre als Gärtner an. Nach der Lehrzeit kam er 1893 nach Hamburg-Ohlsdorf, im Frühjahr 1895 nahm er eine Stelle in Leipzig an. Er schreibt:
"Die normale Arbeitszeit war morgens von 5.00 Uhr bis abends 8.00 Uhr. Dienstags und freitags mußten wir um ½ 2 Uhr aufstehen und mit dem Hundefuhrwerk in die große Markthalle liefern. Um 6.00 Uhr waren wir wieder daheim. Hier mußten die 600 Mistbeetfenster gelüftet werden, anschließend gab es Kaffee. Das monatliche Gehalt betrug 25,00 Reichsmark".

1903 - 1918

Als Geselle auf der Wanderschaft kam er nach Nürnberg, wo er eine Stelle als Obergärtner fand und seine spätere Frau Klara kennenlernte. Mit einem goldenen 20 Mark Stück und auf Pachtland der Firma Neuburger & Co. wagten die Beiden am 3. März 1903 den Schritt in die Selbständigkeit. Dank unermüdlichen Fleißes ging es langsam, aber stetig aufwärts. Nur mit großer Mühe und Not konnten sie Familie und Betrieb über den 1.Weltkrieg, Arbeitslosigkeit und Inflation hinweg zu halten.

1931 - 1949

Die Söhne Paul und Willi traten in die elterliche Firma ein. Paul interessierte sich mehr für Blumen, Willi für die Friedhofsgärtnerei und sehr für Stauden, Gräser und Farne, die er seit 1931 kultivierte.
Beide mussten im 2. Weltkrieg an die Front, wobei Willi erst 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Zu Hause wurde die Gärtnerei mehrfach durch Bomben zerstört; in seinen Memoiren schreibt Hans Radloff dazu:
"Was Nürnberg seit 1942 unter dem Luftkrieg zu leiden hatte, ist nicht zu beschreiben. Siebenmal wurde unser Betrieb zerstört. Der schlimmste Angriff kam am 11. August 1943, der den Laden und die Wirtschaftsgebäude einäscherte und sämtliche Glasflächen zerstörte."
Als sein Sohn Willi zurückkam, übergab Hans Radloff den Betrieb, welcher seitdem "Radloff und Söhne" hieß, an seine beiden Söhne.

1965

Die Familien wuchsen, Paul hatte fünf Kinder (davon gründeten Heinz, Helmut und Jürgen eigene Betriebe), Willi vier (Walter, Gunter, Irene, Hans).

1965 teilten die Brüder Paul und Willi die Firma. Paul behielt die beiden Blumenläden mit Anzuchtgärtnerei, welche in der dritten Generation von seinen Söhnen Heinz, Helmut und Jürgen geführt werden, in vierter Generation von Armin. Willi und sein Sohn, Gärtnermeister Walter, übernahmen den Gartenpflanzenverkauf, die Friedhofsgärtnerei und die Staudenanzucht, welche dann von Walter und seiner 1961 geheirateten Frau Helga geleitet wurde. Für Tochter Irene und Sohn Hans gründeten Sie eine Gärtnerei.

In den sechziger Jahren kam von England ausgehend über USA die neue Betriebsform des "Gartencenter". Walter interessierte sich sehr für diese Idee und so besuchten er und seine Frau Betriebe im In- und Ausland und lernten in Seminaren und Erfagruppen das nötige know-how.

Nach dem Ausscheiden des Vaters konnten die beiden ihre Ideen verwirklichen.

1974

1974 eröffneten Helga und Walter Radloff auf dem Gelände der alten Friedhofsgärtnerei ein Gartencenter. Vom Vater übernahm Walter die traditionsreiche Friedhofsgärtnerei mit Beratung im Büro des Gartencenters, die jetzt Dieter Radloff pachtet. Helga bildete sich, neben ihrer unternehmerischen Tätigkeit als Kauffrau, noch bis zur Floristmeisterin (1980) fort.

1975 wurde durch Initiative von Walter die Genossenschaft und Treuhandstelle der Nürnberg-Fürther Friedhofgärtner e.G. gegründet.

1986 folgte ein zweischiffiger Erweiterungsbau.

1996

1996 wurden die Gebäude von 1974 abgerissen und durch hohe, moderne Glashäuser ersetzt, welche bei jeder Witterung verschiedene Klimazonen für die Pflanzen ermöglichen konnten.

2007 & 2018

2007 verstarb Walter, 2018 seine Frau Helga.

bis 2019

Wie Hans Radloff, der schon in den 20er Jahren Baumschulware aus Holland importierte, bemühten wir uns darum, Ihnen ein breites Sortiment an gesunden und hochwertigen Pflanzen anzubieten, dazu so viel fachlichen Rat, dass Sie Erfolg und Freude im Garten haben. In Voll- und Teilzeit waren 25 gelernte Gärtner, Floristen, Kassiererinnen und Bürokaufleute mit der Familie Radloff für Sie da. Weitere gelernte Gärtner arbeiten in der Friedhofsgärtnerei, Walter Radloff Gartenbau, deren Büro der letzte Teil des 1974er Ladens ist. Nach Aufzeichnungen seit der Nachkriegszeit wurden über 150 Gärtner, Floristen und Bürokauffrauen ausgebildet, daneben viele Praktikanten der Hochschule Weihenstephan.

2019

Mit der Schließung des Gartencenters zum 30. November zieht sich die Familie Walter Radloff aus dem lokalen Gartenfachhandel zurück. Wir bedanken uns für die langjährige Treue.

2021

Nach anderthalb Jahren Pause sind wir wieder im Gartengeschäft tätig. Zusammen mit einer IT-Firma aus dem Norden betreiben wir nun einen Onlineshop.
Garten? Radloff.


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